Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen! Jahreslosung 2024.

Es ist wie alle Jahre bei Nele. Der Neujahrstag beginnt mit einem späten Frühstück und dann muss man leise am Esstisch sein, denn Mama hört im Radio was zur Jahreslosung. Paul und Papa haben sich zum Spielen zurückgezogen. Nele bleibt bei Mama am Tisch, doch sie hat sich Malsachen geholt. Sie weiß, das kann schnell langweilig werden, wenn Mama aufmerksam zuhört und nicht gestört werden will. Und dann geht es auch schon los. Nele hört nur mit einem halben Ohr hin, so viele Worte und schlaue Gedanken, das ist nichts für sie. Doch ein Satz bleibt bei ihr hängen, er kommt immer wieder vor.

Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen.

Nele denkt nach. Das ist ein Satz, den auch schon ein Kind versteht, denkt sie. Doch wie soll das gehen? Sie denkt an ihre Schulklasse. Na, da gibt es immer wieder Streit, manchmal sogar kleine Schlägereien, gerne in der Pause. Und fies können alle Kinder zueinander sein. Das weiß Nele von sich selbst und von denen aus ihrer Klasse. Schnell wird was gesagt, um den anderen zu triezen. Wie siehst du denn heute aus? Zu blöd zum Lesen, oder? Ach, habe ich dich erschreckt? Viele Szenen aus der Schule fallen ihr ein.

Und dann fällt ihr noch was anderes ein. Einmal hat die Religionslehrerin was mit ihnen gemacht. Immer 4 Kinder mussten sich um einen Tisch setzen. Jeder hat eine Art Postkarte bekommen, auf die man seinen Namen schreibt. Dann musste jeder seine Karte umdrehen und seinem rechten Nachbarskind weitergeben. Nun hatte jedes Kind die Karte von seinem linken Nachbarn, seiner linken Nachbarin vor sich liegen. Die Aufgabe war jetzt, einen netten Satz über dieses Kind zu schreiben. Nele erinnert sich noch genau, was auf ihrer Karte am Schluss stand:

Du kannst superwitzig erzählen.

Du bist eine wunderbare Freundin.

Du kannst klasse basteln.

Du hast mir schon oft in Mathe geholfen, danke!

Das war lieb, sehr, sehr lieb. Nele hat die Karte aufgehoben. Und manchmal, wenn sie schlecht gelaunt war, holt sie sie wieder aus dem Versteck und liest sie. Das tut gut.

Während Nele so nachdenkt, vergeht die Zeit mit der Radiosendung wie im Flug. Mama schaltet aus und schaut Nele an: "Willst du was zur Radiosendung und der Jahreslosung wissen?", fragt sie.

Klar wollte Nele was wissen. Doch zunächst fängt sie mit ihrem Wissen an: "Die Jahreslosung für das Jahr 2024 heißt: 'Alles, was ihr tut, soll in Liebe geschehen!'" erklärt sie feierlich.

Mama nickt. Und dann erzählt Nele, was ihr eingefallen ist: Wie es in der Schule oft ist unter den Kindern und dann die Sache mit der Karte.

Mama ist erstaunt: "Das hast du ja schon richtig gut verstanden, das mit der Jahreslosung!", sagt sie.

Nele ist stolz. Doch dann will sie wissen: "Und was kannst du mir noch dazu erzählen?"

"Ich kann dir noch erzählen, wo der Satz in der Bibel steht und wie es wohl dazu kam, dass der Satz in die Bibel gefunden hat", beginnt Mama. "Willst du das hören?"

Nele nickt. So fängt Mama an: "Den Satz hat der Paulus in einem Brief an die Korinther geschrieben, ca. im Jahr 55 nach Christus. Korinth war damals eine riesige Stadt. Es gibt sie heute noch. Sie liegt in Griechenland. Damals hatte sie zwei Häfen, einen von dem aus man gut nach Asien, also zunächst in die Türkei und dann weiter mit dem Schiff fahren konnte. Und einen in die Adria, da fuhr man nach Italien und in die Hauptstadt Rom. Manchmal wurden Schiffe in dem einen Hafen ausgeladen und die Ware durch die Stadt zum anderen Hafen getragen. Das war praktisch. In diesem Korinth lebten die verschiedensten Menschen. Leute, die da geboren waren, Fremde, die da irgendwie hängengeblieben sind. Einfache Hafenarbeiter, die mehr schlecht als recht griechisch oder lateinisch sprechen konnten. Und daneben gelehrte Menschen, Handwerker, Hausfrauen, Händler, Künstler. Wirklich eine sehr bunte Mischung. Eines Tages tauchte Paulus in Korinth auf und erzählte den Menschen von dem Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und von seinem Sohn Jesus Christus, der gestorben und auferstanden ist. Manche Menschen ließen sich von der Geschichte beeindrucken und sie wurden Christen. Nach einiger Zeit zog Paulus weiter, er wollte noch in anderen Städten von Jesus erzählen. Doch er hielt immer Kontakt mit seinen Glaubensfreunden in Korinth. Er schriebe ihnen Briefe. Lange Brief und in einem der Briefe steht der Satz der Jahreslosung.

Wenn ich mir diese Gemeinde mit ihren vielen verschiedensten Menschen so vorstelle, dann passt der Satz sicherlich sehr, sehr gut. Die konnten sich doch manchmal gar nicht verstehen, so verschieden waren sie. Wenn sie sich aber mit Liebe begegneten, dann hatten sie auch die Möglichkeit sich ein bisschen kennenzulernen und voneinander zu lernen. Also nicht: dieser Hafenarbeiter hat ja gar keine Manieren, der weiß nicht, wie man sich bei Tisch benimmt. Sondern: Vielleicht hat der arme Mann zu Hause gar keinen Tisch, dann wird er ein belegtes Brot öfters essen als warmes Essen mit Teller. Oder: Der Gelehrte immer mit seinen schlauen Sätzen, die keiner versteht. Und stattdessen: Was muss man wohl alles gelesen haben, um solche Sätze sagen zu können. Beeindruckend."

Nele hatte das Gefühl, ihre Mutter war mitten in der Gemeinde in Korinth. So eifrig war sie beim Erzählen.

Dann schaute die Mama Nele an. "Ich habe da eine Idee! Wir könnten doch an die Eingangstür von innen ein Plakat machen. Da schreiben wir die Jahreslosung drauf und dann gibt es vier Felder auf dem Plakat eins für dich, eins für Paul, eins für den Papa und eins für mich. Auf diese vier Felder kann man immer mal wieder schreiben, was man an dem anderen gut findet. Und man kann hinschauen und sich darüber freuen. Ein bisschen was von der Jahreslosung hat dann bei uns Einzug gehalten. Der Satz erinnert uns, dass wir nicht mit Boshaftigkeit, Egoismus und Triezerei durch den Tag gehen sollen, sondern uns mit Liebe begegnen sollen. Und unsere Felder stärken uns in dem, in dem wir schon gut sind."

Nele hat beim Zuhören schon leuchtende Augen bekommen. "Mama darf ich das Plakat machen?", fragt sie begeistert.

"Klar!", sagt Mama. Sie suchen einen Plakatkarton in der Bastelecke und fangen an. Mama zieht Zeilen, dass Nele gut die Jahreslosung schreiben kann. Dann finden sie vier verschiedenfarbige Blätter, für jeden eins, und der Name kommt darauf. Sie hängen ihr Kunstwerk auf. Und am Abend haben sie Papa viel zu erklären, als er das Plakat entdeckte.

Nächste Woche sind Sulaika mit Maria und Josef und dem Jesuskind im Tempel von Jerusalem. Und Überraschung: Sulaika trifft Joram beim Tempel.

1.Kor 16,14

6.1.2024

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