Thomas genießt einen ruhigen Tag. Die Stille lädt ihn ein nachzudenken.

Zeit für Ruhe, Zeit für Stille,
Atem holen und nicht hetzen,
unser Schweigen nicht verletzen.
Lasst uns in die Stille hören.

Ich bin Thomas, du kennst mich ja schon. So ein Tag wie heute ist für mich selten. Normalerweise stehen wir Freundinnen und Freunde von Jesus mit der Sonne auf und beginnen unseren Tag. Wir organisieren Essen und Trinken. Unsere Wasserschläuche müssen gefüllt sein und wenn wir etwas Proviant für den Tag dabeihaben, wird der Tag leichter und dann machen wir uns mit Jesus auf den Weg. Bald treffen wir dann Menschen, die gerne mit Jesus reden, die ihre Sorgen und ihren Kummer aussprechen oder von ihren Krankheiten berichten. Da ist es oft dicht gedrängt und laut und unruhig.

Doch heute ist ein Ruhetag.

Zeit für Ruhe, Zeit für Stille,
Atem holen und nicht hetzen,
unser Schweigen nicht verletzen.
Lasst uns in die Stille hören.

Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind mit den Eltern und Großeltern zum Passafest nach Jerusalem gewandert bin. Tagelang waren wir unterwegs. Ein Abenteuer für mich. Für die Großeltern eine Strapaze. Und dann waren wir endlich im Tempel. Da haben wir dann Psalmen gesungen. An einen erinnere ich mich noch.

Er begann mit:

Bei Gott schweigt meine Seele still. Von ihm kommt mir Hilfe, die ich nötig habe. Nur er ist mein Fels und meine Rettung - meine feste Burg, sodass ich nicht wanke.

Ich war ein kleiner Junge damals. Bei Gott schweigt meine Seele. Das konnte ich mir schlecht vorstellen. Wie ist das bei Gott zu sein? Wie ist eine schweigende Seele? Mir war nach Abenteuer und Bewegung. Den Rest von dem Psalm habe ich besser verstanden. Ja, gelegentlich brauche ich dringend Hilfe von Gott, das habe ich schon als kleiner Junge gewusst. Gott ist mein Fels und meine Rettung und eine feste Burg, die nicht wankt. Das konnte ich gut glauben, wenn ich den Berg nach Jerusalem hochgelaufen war, immer die Stadtmauern vor Augen und den Tempel. Ein Tempel wie eine große Burg. Ein Tempel, der große weite Mauern hatte in denen wir geborgen waren.

Aber: Bei Gott schweigt meine Seele still?

Da habe ich lange gebraucht, bis ich das verstanden habe. Heute weiß ich. Hektik und Betriebsamkeit das laugt die Menschen aus. Ich brauche Stille. Ich brauche solche Tage wie heute, wo wir bleiben wo wir sind. Wo wir uns zurückziehen und vielleicht unser Lied immer wieder singen:

Zeit für Ruhe, Zeit für Stille,
Atem holen und nicht hetzen,
unser Schweigen nicht verletzen.
Lasst uns in die Stille hören.

An solchen Tagen habe ich dann Zeit über die Geschichten von Jesus nachzudenken. Die letzten beiden, die vom reichen Kornbauern und die von der Frau mit dem Salböl, die habe ich immer noch im Kopf.

Komisch wie verschieden die Menschen mit ihrem Besitz um gehen. Der Kornbauer baute neue große Scheunen, um seine super Ernte sicher zu verwahren. Und er hatte am Ende nichts davon, weil er starb.

Die Frau hatte ein sehr kostbares Öl in einem sehr schönen Gefäß. Was hätte sie dafür für Geld bekommen. Doch sie salbte Jesus die Füße damit. Weg war es.

So unterschiedlich gehen Menschen mit ihrem Reichtum um.

Doch wie ist es richtig mit dem, was man Besitzt richtig umzugehen?

Nun ich besitze nicht viel. Einen Wasserschlauch, ein Übergewand, eine Decke zum Schlafen, eine Umhängetasche in die alles passt. Das war es.

Doch gerade die Decke zum Schlafen ist mir wichtig. Sie macht mein Leben etwas angenehmer. Und mein Obergewand schätze ich auch sehr. Kann ich mich doch damit im Tempel zeigen, oder in den größeren Orten bin ich ordentlich angezogen. Also hergeben würde ich beides wohl nicht freiwillig.

Also nicht wie der Frau mit dem Salböl.

Aber auch nicht so wie der Kornbauer, der noch jedes Körnchen in die Scheune trägt, damit sein Reichtum zusammenbleibt.

Zeit für Ruhe, Zeit für Stille,
Atem holen und nicht hetzen,
unser Schweigen nicht verletzen.
Lasst uns in die Stille hören.

Während ich hier so meinen ruhigen Tag genieße und mich an den Psalm 62 erinnere. Bei Gott schweigt meine Seele still. Da fällt mir noch ein Satz aus ihm ein -  ziemlich am Ende: Wenn euer Wohlstand wächst, dann hängt euer Herz nicht daran!

Das scheint eine gute Erklärung zu sein für die salbende Frau. Sie hat ihr Herz nicht an das kostbare Salböl gehängt, sondern ihr Herz Jesu zugewandt und ihm die Füße gesalbt - etwas ganz Außergewöhnliches.

Und der reiche Kornbauer. Der hat sein Herz an all seine Getreidekörner gehängt. Nichts verschenkt, alles in seine Scheunen bringen wollen. Darüber hat sein Herz zu schlagen aufgehört.

Und wie ist es mit meinem Herz und meinen Dingen. Meine Welt wird nicht untergehen, wenn ich Decke und Übergewandt verliere oder weggebe. Mein Herz will ich nicht daran hängen.

Doch jetzt genug nachgedacht. Ich setze mich zu den anderen, schaue der Sonne beim Untergehen zu und singe mit:

Zeit für Ruhe, Zeit für Stille,
Atem holen und nicht hetzen,
unser Schweigen nicht verletzen.
Lasst uns in die Stille hören.

Und nächste Woche beginnen die Adventsgeschichten. Zacharias bekommt Besuch von einem Engel. Der hat großartige Neuigkeiten für ihn.

Ps 62

Lied: Text: Gerhard Krombusch, Melodie: Ludger Edelkötter

25.11.2023

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Zacharias erscheint ein Engel. Danach spricht er nicht mehr.

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Was macht die Frau da? Verschwendung oder Liebe?