Der erfolgreiche König Saul macht einen Fehler.
Viele Monate sind ins Land gegangen. Saul lebt nun mit seiner Familie in der eroberten Philisterburg. Jonathan, sein ältester Sohn, übt jeden Morgen mit den Soldaten von Saul im Burghof Speerschießen. Bei dem Befehl "Angreifen" rennen sie los, beim Befehl "Schießen" zielen sie auf die aufgestellten Zielscheiben. Es ist ein mühsames Training. Es ist heiß, sie schwitzen alle. Und unglücklich sind die Soldaten auch. Sie haben keine Streitwagen, sie haben keine Rüstungen und keine fantastischen Kämpfer. Sie sind eigentlich Bauern und mühen sich mit den Speeren ab. Jonathan weiß das alles und immer wieder sagt er ihnen: "Wir dürfen keine Angst vor den anderen haben. Wir müssen mutig und unerschrocken sein. Und Gottvertrauen müssen wir haben! Gott hat uns in Jabes geholfen. Er wird uns nicht im Stich lassen!"
Mitten in die Übung mit den Speeren platzen zwei Männer. Sie fuchteln mit ihren Hirtenstäben und rufen: "Die Philister!" "Die Philister schlagen auf der anderen Talseite ihre Zelte auf. Sie werden uns wohl angreifen."
Jetzt geht es ganz schnell. Der Wachsoldat im Torbogen bekommt den Befehl, ins Horn zu blasen. Das ist die Nachricht für die Bauern in der Umgebung, dass sie zur Burg kommen sollen. Im Königshof wird sofort eifrig gearbeitet. Es wird Proviant gepackt und Suppe gekocht, viel Suppe. Und beim König wird Kriegsrat gehalten. "Wie viele Philister habt ihr denn gesehen?", will Saul wissen. "Hunderte, vielleicht Tausend." Jonathan sagt: "Wir müssen sie angreifen!" Abner ist dagegen. Jonathan bleibt bei seiner Meinung: "Wir müssen sie angreifen. Wir müssen sie damit überraschen." Abner meint: "Wir sind zu schwach!". Der König seufzt. Dann legt er fest: "Wir greifen nicht gleich an. Wir beobachten sie. Die Soldaten müssen sich bereithalten. Morgen früh geht es los."
Am nächsten Tag beobachtet Jonathan die Philister. Es ist heiß und einige dösen vor sich hin. Dann denkt er sich eine List aus und schleicht in das Lager der Philister. Die Wachen sehen sie und lachen: "Kommt nur heran, da werdet ihr staunen!" Und genau das macht Jonathan mit seiner Begleitung. Sie rennen direkt auf die Philister zu. Sie schwingen ihre Keulen. Und die Philister rennen weg. Es entsteht ein Tumult. Saul sieht das von weitem und befiehlt: "Wir greifen an!"
Es dauert nicht lange und die Philister sind alle weg. Davongelaufen.
Als die Schlacht beendet ist, ziehen Saul und die Soldaten zurück zur Königsburg. Er wird bejubelt. Saul ist stolz auf seinen ältesten Sohn.
Es vergeht ein Jahr und die Amalekiter bedrohen die Israeliten. Wieder hat Saul mit seinen Soldaten Erfolg. Sie schlagen die Amalekiter. Sie machen reiche Beute. Schafe und Rinder. Die Soldaten treiben die Tiere vor sich her. Sie sind guter Stimmung.
Da kommt ihnen ein Mann entgegen. Saul erkennt ihn. Es ist Samuel, der Prophet und Richter. Saul freut sich, Samuel zu sehen. Er ruft ihnen entgegen: "Wir haben die Amalekiter besiegt!"
Samuel steht jetzt vor Saul. Er schaut ihn streng an. "Was ist das für ein Blöcken und Brüllen?"
Saul erklärt: "Die Soldaten haben die Tiere mitgebracht."
Samuel holt tief Luft: "Saul, du König von Israel, weißt du nicht, dass es ein Gesetz von Gott gibt, keine Beute zu machen.? Weißt du das nicht mehr?"
Saul versucht sich herauszureden: "Samuel, du weißt doch, dass ein Bauer kein Tier einfach tötet. Wir könnten die Tiere ja Gott opfern."
Samuel bleibt entrüstet: "Saul, du bist König und kein Bauer. Du musst sagen, was deine Soldaten tun sollen. Und Gott will kein Opfer, sondern dass man sich an seine Gesetze hält. Dass man gehorsam ist."
Samuel dreht sich um und geht.
Saul ist nun sauer. Gerade waren sie noch in bester Siegeslaune, und jetzt kommt Samuel damit. Er fasst nach Samuels Kleid und will ihn zurückzerren. Da reißt das Kleid und Saul hat einen Fetzenstoff in seiner Hand.
Samuel dreht sich um und sagt traurig: "So wie du mir ein Stück Stoff aus meinem Kleid gerissen hast, so wird dir Gott dein König sein entreißen." Dann geht er.
Jonathan steht bei seinem Vater und versucht, ihn zu beruhigen. "Lass den alten Mann. Heute ist manches anders. Auch die alten Gesetze sind alte Sätze. Wir leben heute."
Saul kann das nicht so einfach sehen. Es geht ihm unter die Haut. Er kann schlecht schlafen. Er träumt von Samuel und von dem Stofffetzen.
Er weiß, Samuel hat recht! Er weiß, dass er falsch gehandelt hat! Er weiß, dass er wohl nichts mehr daran ändern kann.
Saul ist arm dran. Er hat gegen Gottes Gebot gehandelt.
Weiter im Süden, in Bethlehem, ist David bester Laune. Er zeigt seinem Neffen und Freund, wie man eine Steinschleuder so bastelt, dass sie wirklich gut ist. Das fängt mit dem geflochtenen Band aus Wolle an. Es darf nicht zu fest und nicht zu locker sein. Das Band muss etwa zwei Fingerbreit sein und gut dreimal so lange wie der eigene Arm. In der Mitte muss es eine Mulde für den Stein haben, in dem der gut liegt, und am Ende eine Schlaufe, durch die der Mittelfinger der rechten Hand passt. Wenn die Steinschleuder gut gelungen ist, dann legt man den Stein, glatt muss er sein und nicht zu klein und nicht zu groß, in die Mulde, stülpt die Schlaufe über den Mittelfinger und mit Daumen und Zeigefinger hält man das andere Ende des Bandes fest und dann geht es los. Langsam beschleunigt man die Steinschleuder, bis sie über dem Kopf surrt wie ein großer Bienenschwarm. Nun muss man nur im richtigen Moment Daumen und Zeigefinger öffnen und schon fliegt der Stein direkt auf das Ziel. David kann das gut. Und gerne möchte er endlich alleine mit den Schafen seines Vaters unterwegs sein. Doch seine älteren Brüder, David ist das jüngste Kind, die sagen immer: "Dazu bist du noch zu klein!" David kann es nicht mehr hören. Doch heute ändert sich das. Der Vater Isai kommt in den Hof und lässt David zeigen, wie gut er mit der Steinschleuder umgehen kann. Der Vater erkennt: David kann das! Und er erlaubt, dass er in Kürze ganz alleine mit den Schafen losziehen kann. Die großen Brüder protestieren. Doch der Vater bestimmt: "Wenn die Regenzeit um ist, darf David losziehen."
Dass Samuel sich bald auf den Weg nach Bethlehem macht und die Familie des Isai besucht, ahnt jetzt noch keiner. Samuel ist im Auftrag Gottes unterwegs. Davon erzähle ich dir nächste Woche.
1. Samuel 15
10.5. 2025