David singt für den traurigen König Saul
Samuel hat David gesalbt. Wird er nun König? Es passiert nichts. Gar nichts. David ist mit seinen Schafen unterwegs. Er spielt die Leier und ist sehr geschickt mit seiner Steinschleuder. Manchmal hilft er dem Vater auf den Feldern. Hat der Prophet Samuel etwas durcheinandergebracht. Soll David gar kein König werden?
David hat nicht solche Gedanken. Das mit Samuel war schön, doch auch sein Leben hier in Bethlehem und Umgebung, sein Alltag ist schön. Er fühlt sich wohl.
König Saul fühlt sich nicht wohl. Seit es zu der Auseinandersetzung mit Samuel gekommen war, weißt du noch, Saul hatte gegen die Amalekiter gewonnen und seine Soldaten haben die erbeuten Tiere mitgenommen. Das will Gott aber nicht. Samuel hat es dem König gesagt. Saul fasst nach dem Kleid des Propheten und reißt ein Stück Stoff ab. Samuel sagt ihm dann: "Schau dir das genau an. So wie du mir den Stoff aus meinem Gewand gerissen hast. So wird dir Gott dein Königreich entreißen."
Seit diesem Erlebnis geht es Saul schlecht. Er schläft schlecht, er hat keinen Hunger, er starrt vor sich hin und immer wieder träumt er vom Propheten Samuel.
Die ganze Königsburg leidet unter der schlechten Stimmung.
Früher waren die gemeinsamen Mahlzeiten schöne Ereignisse. Man hat miteinander geredet und gelacht und abends zusammengesessen und gesungen. Jetzt aß man schweigend und viel weniger als sonst. Es machte einfach keinen Spaß.
Jonathan, der Sohn von Saul, und seine Schwester Michal, machen sich Sorgen um ihren Vater. Michael redet mit der Mutter. "Mutter, sollen wir nicht für den Vater singen. Wenn wir früher krank waren, hast du doch auch immer für uns gesungen. Das hat uns gutgetan, weißt du noch?" Die Mutter nickt: "Stimmt, euch hat das geholfen." Michal redet mit Jonathan. Jonathan rede mit den wichtigen Männern in der Burg. "Meint ihr, Musik hilft dem Vater?" Die Männer waren sich nicht einig. Einig waren sie sich aber, dass es so nicht weitergehen kann. Und wer sollte denn singen? Etwa sie?
Da hatte einer eine Idee und platzte damit heraus: "In Bethlehem gibt es doch den Bauern Isai, dessen jüngster Sohn, der David, der kann Leier spielen und singen. Ich habe ihn schon mal gehört. Soll ich den mal holen? Man müsste es einfach einmal ausprobieren. Was meint ihr?"
Die Männer wiegten die Köpfe. "Also probieren sollte man das auf jeden Fall. Vielleicht kann ja der David die trüben Gedanken von Saul vertreiben. Es ist einfach schlimm, dass er sich die Worte von Samuel so zu Herzen nimmt. Samuel ist ein alter Mann, ob der noch alles so durchblickt?"
Jonathan sprach noch mit seiner Mutter, und dann schickte man einen Boten nach Bethlehem in das Haus von Isai.
Die waren ganz erstaunt, als einer aus der Königsburg zu ihnen kam. Und als sie dann hörten, dass sie David als Musiker für den König mitnehmen wollten, waren sie noch mehr erstaunt. Isai war nicht begeistert, er konnte David gut für die Schafe gebrauchen, er war wirklich, ob wohl er noch so jung war, ein toller Hirte. Doch wenn der König ihn ruft, da konnte Isai nur zustimmen. Schnell wurden Brote gebacken, ein Wasserschlauch mit Wein gefüllt und eine junge Ziege ausgesucht. Das sollte David als Geschenk dem König übergeben.
David packte seine Steinschleuder ein, ohne die ging er nirgendwo hin, seine Leier nahm er mit, die brauchte er ja zum Singen. Und seinen Hirtenmantel behielt er an. So erschien er am Königshof. Jonathan empfing ihn. Er erzählte, dass der König Saul immer wieder ganz schlechte Tage hatte, unruhig war, ängstlich, traurig, dass er nichts aß, nicht redete und keine Freude an irgendetwas hatte und dass sie hofften, Davids Lieder könnten ihn wieder fröhlicher machen. Jonathan erzählte nichts von dem entrissenen Königtum oder vom Propheten Samuel.
Dann durfte David in das Regierungszimmer. Da saß Saul, mit hängendem Kopf, auf seinem besonderen Stuhl und starrte vor sich hin. David trat zu ihm und überreichte ihm die Brote und den Schlauch mit dem Wein. Er erzählte, dass im Hof der Königsburg noch eine Ziege für Saul stand, aber die wollte er nicht mit in das Regierungszimmer bringen.
Saul nickte schwerfällig. David fragte ihn: "König, soll ich dir was vorsingen, vielleicht wird es dir leichter um Herz?"
Saul nickte - nur ein wenig. "Ach", dachte er, "es wäre schön, wenn es mir leichter ums Herz werden würde."
David zog seine Leier hervor, suchte sich einen guten Platz und begann zu singen. So wie er immer bei seinen Schafen sang. Sein Lied aus Kindertagen. Seine Mutter hatte es ihm gelernt.
"Gott behütet mich und hilft mir. Vor wem sollte ich mich fürchten? Gott gibt mir Kraft und Mut. Wovor sollte ich Angst haben?"
Der König horchte auf. David konnte wirklich gut singen. Es gefiel ihm. "Sing es nochmals David", sagte er und setzte sich etwas aufrechter hin. David wiederholte sein Lied.
"Gott behütet mich und hilft mir. Vor wem sollte ich mich fürchten? Gott gibt mir Kraft und Mut. Wovor sollte ich Angst haben?"
Saul schaute ihn an. "Woher kennst du dieses Lied?" David erzählte: "Meine Mutter hat es mir beigebracht, und wenn ich mit meinen Schafen unterwegs bin, singe ich es immer."
Saul nickte. "Du und dein Lied, ihr gefallt mir. Bleibe hier am Hof und singe mir, wenn mein Kopf und mein Herz schwer sind."
So blieb David. Schnell hatte er die Herzen der meisten Burgbewohner erobert. Es sah einfach gut aus, mit seiner hellen Haut und den roten Locken. Er war immer fröhlich und freundlich. Michal, gefiel er besonders gut. Einige machten schon Witze über sie, dass sie ja wohl in den David verliebt sei. Das mochte sie gar nicht hören.
David begann in der Königsburg, sich eigene Strophen für sein Lied auszudenken.
Einmal sang er sein Lied so:
"Gott behütet mich und hilft mir. Vor wem sollte ich mich fürchten? Gott gibt mir Kraft und Mut. Wovor sollte ich Angst haben? Zeige uns den Weg, Gott, den wir gehen sollen; hilf uns erkennen, was gut ist für uns und andere. Dann können wir uns alle am Leben freuen. Gott behütet mich und hilft mir. Vor wem sollte ich mich fürchten? Gott gibt mir Kraft und Mut. Wovor sollte ich Angst haben?"
David bleibt bei Saul und hilft ihm mit seiner Leier und seinen Liedern.
Doch dann wird es hektisch in der Königsburg. Kundschafter kommen und berichten: "Die Philister rotten sich zusammen. Sie werden wohl angreifen." Alle sind aufgeregt. David wird zurück nach Bethlehem geschickt, er ist noch kein Soldat des Königs.
Nun war David in der Königsburg, aber kein König. Ob er wieder bei seinen Schafen landet?
1. Samuel 16,14 -23, Ps 27,1-2
24.5. 2025