Es dauert lange, doch dann spricht Gott mit Hiob.
Was dem Hiob schlimmes passiert ist, wissen wir ja schon. Alles hat er verloren, seine Kinder, seine Tiere, seine Knechte und Mägde, einfach alles. Dazu hat er einen juckenden Hautausschlag bekommen. Hiob geht es fürchterlich. Da kommen seine drei Freunde zu Besuch. Zunächst sitzen sie eine Woche bei ihm und schweigen. Dann beginnen sie zu reden. Sie befragen ihn ernst, was er wohl in seinem Leben falsch gemacht hat. Nur so ist zu erklären, dass es ihm jetzt so schlecht geht. Doch Hiob besteht darauf, dass er bislang ein Leben geführt hat, so wie Gott es will. Da kommt noch ein vierter Freund, auch der ist der Meinung, dass Hiob einen Fehler gemacht hat, einen den Gott nicht verzeiht, deshalb geht es ihm jetzt so schlecht.
Hiob ist am Verzweifeln. Er hat sich nächtelang seinen Kopf zerbrochen. Er kann keinen Fehler sehen, den er gemacht hat. Wie vor einem Gericht steht er vor seinen Freuden. „In allen Anklagepunkten bin ich unschuldig!“, sagt er. Er trägt viele Punkte vor. Hiob kann keinen Fehler finden.
Man kann wohl sagen, Hiob ist zornig. Was ist denn mit Gott los? Warum erklärt er ihm nicht, warum es ihm so schlecht geht. Warum lässt sich Gott nicht sehen und hören. Einsam ist Hiob. Seine Freunde verstehen ihn nicht. Seine Frau hat gesagt: „Gib Gott auf!“ und Gott redet auch nicht mit ihm. Und, wenn sich Hiob so umschaut, dann fragt er sich: „Warum geht es den Bösen gut und mir so schlecht? Warum nur?“ Wie soll Hiobs Leben weitergehen?
Hiob bleibt dabei. Gott muss sich anhören, wie es ihm geht. Stetig betet er zu Gott. Stetig ringt er mit ihm. Er will eine Antwort!
Seine Freunde schütteln den Kopf und bleiben im Hintergrund
Hiob ist wieder alleine. Von Gott hört er nichts. Doch Hiob spricht mit ihm. Gott muss da sein. Irgendwo da sein. Gott kann es nicht egal sein, wie es Hiob geht. Gott muss ihn hören.
Es sind schwere Stunden, Tage, Wochen für Hiob. Doch er lässt nicht nach.
Und dann kommt was in Bewegung. Es fängt mit dem Wetter an. Eines Tages zieht ein schweres Gewitter auf. Der Himmel wird ganz schwarz vor lauter Wolken. Und da, Hiob zuckt ein wenig zusammen, und da hört Hiob etwas, hat da jemand seinen Namen gerufen? Ja, mitten in dem Unwetter hört Hiob eine Stimme, aber nicht von außen, sondern aus sich heraus, aus seinem Inneren. Gottes Stimme! Gott spricht mit ihm:
„Hiob“, sagt Gott, „ich kenne dich schon lange, schon aus der Zeit, bevor du auf die Welt kamst. Ich habe dir viel geschenkt: Gesundheit, Glück und Reichtum. Und ich kann noch mehr für dich tun. Ich alleine kann dich heilen von deinem Unglück. Die ganze Zeit fragst du mich, warum ich das nicht tue.“
Hiob hat aufmerksam zugehört. „Genau, Gott, das frage ich dich. So ein Unglück muss doch erklärt sein. Alle sagen, ich sei schuld. Doch du weißt, ich habe mich immer, auch jetzt treu zu dir verhalten. Ich bitte dich, erkläre es mir. Ich bitte dich nicht darum, dass ich wieder Glück oder ein langes Leben habe. Ich bitte dich um eine Erklärung. Warum? Gott ich verstehe es nicht.“
„Hiob, ich kenne deine Leiden, und ich verstehe, dass du verzweifelt bist. Du denkst, wie ein Mensch denkt. Doch ich handle nicht nach dem Gesetzt der Menschen. Ich bin doch der, der Himmel und Erde geschaffen hat, der alles in seinen Händen hält, das Leben, das Wachsen und das Sterben.“
Oh, jetzt muss Hiob schlucken. Ja, so groß ist Gott! So groß!
„Ach, Gott, ich bin so gering. Du kannst alles. Alles, was du dir vorgenommen hast, kannst du machen. Nichts ist dir zu schwer. Lass mich dich fragen, lehre mich dich besser zu kennen.“
So haben Gott und Hiob miteinander gesprochen. Und du wirst es vielleicht nicht glauben, doch danach ging es Hiob besser. Viel besser. Nun weiß er: Gott sieht mich. Er weiß, dass ich verzweifelt bin. Er hat sich Zeit für mich genommen. Gott ist mir begegnet, mitten in meiner Klage.
Nächste Woche erzähle ich dir noch einmal von Hiob. Wie die Geschichte wohl weitergeht?
Hiob 38 - 41 i.A.
8.11.2025