Was passiert mit den Toten?
Erinnerst du dich noch an Nele, und den Religionsunterricht mit ihrer Religionslehrerin? Ich habe dir ja schon manche Geschichte von erzählt. Und heute ist es auch wieder so.
Nele ist vor einigen Wochen mit deinem kleinen Blumentopf mit Erde darin aus der Schule heimgekommen. Die Oma war da und hat ihr die Türe aufgemacht. Erstaunt schaute sie Nele an: „Ja, was ist das denn?“ „Das haben wir im Religionsunterricht gemacht“, erzählt Nele aufgeregt. „Wasser müssen wir jetzt noch dazugeben. Genau das richtige Maß hat die Religionslehrerin gesagt, nicht zu viel und nicht zu wenig. „Weißt du, wie viel man da nehmen muss, Oma?“, fragt Nele.
Die Oma nickt. „Gib mir doch schon mal das Blumentöpfchen. Dann ziehst du deine Sachen aus und die Hausschuhe an und stellst den Schulranzen an seinen Platz. Dann schauen wir nach dem Blumentöpfchen, okay?“
So machen sie das. Oma hat eine kleine Untertasse aus dem Schrank geholt und das Blumentöpfchen daraufgestellt. Und dann befüllt sie einen kleinen Krug mit etwas Wasser und gießt ganz vorsichtig das Wasser auf die Erde. Sie fühlt nochmals mit dem Finger nach, und gibt noch ein paar Tröpfchen Wasser dazu. Jetzt ist sie mit dem Ergebnis zufrieden.
„Komm, Nele, ich habe gekocht. Es gibt Reisauflauf mit Äpfeln und Zucker und Zimt. Das schmeckt dir bestimmt. Und beim Essen erzählst du mir, was es mit dem Töpfchen auf sich hat. Also isst Nele erstmal und dann fängt sie an zu erzählen: „Heute im Religionsunterricht hat die Religionslehrerin mit uns diese Töpfchen gemacht. Sie hat für jedes Kind ein Tontöpfchen und eine Schüssel voll mit Erde. Mit Löffeln haben wir die Erde in das Töpfchen getan. Es hat ganz schön gebröselt und am Schluss mussten ein paar Kinder kehren. Als dann alle volle Töpfchen hatten, haben wir mit dem Zeigefinger ein kleines Loch in die Erde gebohrt. Dann ging die Religionslehrerin herum und gab uns ein winziges Samenkorn. Ein Weizenkorn. Das legten wir in das kleine Loch und deckten es dann mit der Erde zu.“
„Ja, und warum habt ihr das in Religion gemacht?“, fragte die Oma. Das hättet ihr ja auch in Heimat- und Sachkunde machen können. Und warum jetzt, mitten im Herbst?“ Die Oma hatte viele Fragen. Doch Nele wusste Antworten.
„Also“, fängt sie an. „Die Religionslehrerin hat gesagt, jetzt im Herbst passieren zwei Dinge. Die Blätter an den Bäumen verfärben sich und fallen ab und, einige Felder werden zartgrün, denn der Winterweizen beginnt zu wachsen.“
Da staunt die Oma. Dann nickt sie: „Stimmt, genauso ist das jedes Jahr! „Und“, fragt sie, „was hat das jetzt mit Religion zu tun?“
„Die Religionslehrerin hat gesagt, das bekommen wir in den nächsten Wochen gemeinsam heraus“, erzählt Nele.
„Na gut“, sagt die Oma, „wenn du mehr weißt, musst du mir mehr davon erzählen.“
Nele verspricht es und macht sich dann an ihre Hausaufgaben.
Es vergehen etwa 14 Tage, dann treffen sich Nele und die Oma wieder am Mittagstisch. Sie haben gemeinsam gegessen. Und jetzt gehen sie aufs Sofa im Wohnzimmer. Es wird gemütlich. Sie reden über dies und das, und dann fällt es Nele wieder ein. „Oma, ich sollte dir doch vom Religionsunterricht erzählen. Jetzt weiß ich mehr.“
Die Oma nickt: „Genau, beinahe hätte ich vergessen, dich zu fragen. In der Küche habe ich ja schon gesehen, dass dein Weizenkorn gekeimt hat und einen grünen Stängel entwickelt hat. Es geht dem Weizenhalm gut bei dir.“
Das freut Nele natürlich, denn sie muss selbst für ihr Blumentöpfchen sorgen und es regelmäßig gießen.
„Also“, legt sie dann los, „wir haben viele Töpfchen mit einem Weizenkorn in der Schule eingepflanzt, und immer, wenn wir Religionsunterricht haben, dann nehmen wir eines der Töpfchen und schauen es uns genau an. Die Religionslehrerin breitet ein Zeitungspapier aus, stülpt das Töpfchen um und wir schauen nach dem Korn. Beim ersten Mal hatte es nach unten einen kleinen weißen „Faden“ entwickelt, nach oben auch. Die Lehrerin hat erzählt, dass jetzt das Korn keimt. Als wir das nächste Mal geschaut haben, waren mehrere weiße „Fäden“ nach unten, es werden Wurzeln, und der Faden nach oben war grün und viel dicker als die Wurzeln. Und dann, beim dritten Mal Schauen, da hat der angehende grüne Halm schon oben aus der Erde herausgeschaut. Und nun wächst und wächst er. Die Lehrerin hat uns ein Bild gezeigt, wie aus dem grünen Halm dann eine ordentliche Weizenpflanze wird. Und Bilder von Feldern mit Winterweizen hat sie uns gezeigt, jetzt zu unserer Jahreszeit im November hat sie uns auch gezeigt. Und Bilder von Bäumen, die wie tot ausschauen, nur leere Äste.“
Nele hat ganz rote Bäckchen bekommen, so eifrig hat sie der Oma alles erzählt.
Die Oma hat geduldig und aufmerksam zugehört. „Ja, das stimmt, so ist es!“, sagt sie dann. „Doch die Frage bleibt: Was hat das mit Religion zu tun?“
Doch heute hat Nele eine Antwort darauf. „Jetzt im November denkt man viel über den Tod nach. Ist ja eigentlich ganz logisch, wenn man die Bäume so sieht, und das Wetter grausig ist. Und dann hat uns die Religionslehrerin eine Stelle aus der Bibel vorgelesen, da hat einer einen Brief geschrieben und sich Gedanken gemacht, wie das mit dem Sterben und dem Leben nach dem Tod so ist.
Er meint, wir können uns das gut so vorstellen wie bei einem Weizenkorn, das man in die Erde legt. Erst sieht man noch was von dem Korn, dann verschwindet es ganz und etwas Neues entsteht, eine Weizenpflanze. Ja, so ist es, wir haben nachgeschaut, kein Korn mehr da, nur Wurzeln und Pflanze. Und so sagt der Mensch, der den Brief geschrieben hat, in der Bibel: So geht es mit uns Menschen auch, wenn wir sterben. Aus uns entsteht etwas ganz Neues. Der Mensch auf der Erde ist vergänglich und manchmal krank und matt, aber wenn man gestorben und auferweckt wird, dann werden wir Gottes Herrlichkeit sichtbar machen, dann sind wir voller Kraft und haben einen neuen, von Gottes Geist geschaffenen Leib, sind ein himmlischer Mensch.“
Jetzt ist die Oma beeindruckt: „Das alles hat die Religionslehrerin mit euch besprochen? Das hätte ich mir früher auch mal gewünscht als Kind. Und weißt du was Nele, ich kenne den Namen von dem Briefeschreiber aus der Bibel. Das ist der Paulus. Du kannst deine Religionslehrerin fragen. Ich habe bestimmt recht!“
„Das mache ich!“, sagt Nele. „Und jetzt mache ich mal Hausaufgaben, später will ich noch kurz zur Inge, meiner Freundin.
Nächste Woche geht es schon um den Advent. Lass dich überraschen.
1. Kor 15, 35-44 i.A.
22.11.2025