Im Gefängnis lernt Josef den Mundschenk und den Hofbäcker des Pharaos kenne. Als der Mundschenk wieder für den Pharao arbeite, hat Josef große Hoffnung, das der ihn aus dem Gefängnis holt.

Ich bin Josef, du kennst mich ja schon. Wegen der gemeinen Frau des Potifar, sitze ich jetzt in Ägypten im Gefängnis. Schön ist es hier nicht. Doch ich mache das Beste daraus. Was soll ich auch sonst machen. Es ist schattig, das Essen geht zu essen.

So lebe ich die Tage vor mich hin.

Eines Tages kommt einer der Gefängnisaufseher zu mir und sagt: „Josef, wir brauchen deine Hilfe.“ Meine Hilfe? Wie soll ich denn helfen? Dann erklärt mir der Gefängnisaufseher, was sie sich überlegt haben. Ich soll beim Verteilen des Essens helfen. Na, das kann ich tun. Da komme ich ein wenig herum im Gefängnis. Nun bin ich seit neuesten zweimal am Tag im Gefängnis unterwegs. Morgens bringe ich Brot und ein warmes Getränk und einen Krug mit Wasser. Abends gibt es dann ein warmes Essen und wieder einen Krug mit Wasser.

Mir gefällt meine Aufgabe. Freundlich begrüße ich die Gefangenen, manchmal gibt es ein kleines Schwätzchen, ja und viele Geschichten höre ich, warum die Menschen hier im Gefängnis sind.

Ich konnte wieder mein Lied aus Kindheitstagen singen:

Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst. Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst.

Mir ging es gut. Ich war zwar nicht frei, doch meine Tage waren angefüllt mit Aufgaben und Gesprächen.

Eines Tages hatten wir zwei neue Gefangene in unserem Gefängnis, angesehene Persönlichkeiten. Der eine war der Mundschenk des Pharaos, der andere der Hofbäcker. Für die musste ich nun vor allem da sein. So hohe Herren waren es ja nicht gewöhnt, ohne Unterstützung zurechtzukommen. Also wusch ich ihre Kleider, besorgte Extrawünsche aus der Küche und hörte dem Gejammere zu, weil sie nicht verstanden, warum sie im Gefängnis waren.

Und dann kam ein denkwürdiger Morgen. Beide hatten was geträumt. Sie waren unruhig und durcheinander und bedrückt. Sie erklärten, dass sie beide besondere Träume in der Nacht hatten. Doch im Gefängnis gibt es ja keine Traumdeuter – wie am Hof des Pharaos – die man befragen konnte. Ich überlegte kurz: „Ist das Deuten von Träumen nicht eine Gottesangelegenheit?“ Doch dann sagte ich: „Erzählt mir doch euere Träume.“

Der Mundschenk des Pharaos fing an: "Im Traum sah ich einen Weinstock vor mir. Er hatte drei Ranken, aus denen Triebe sprossen. Seine Blüten gingen auf, und sofort waren die Trauben reif. In meiner Hand hielt ich den Becher des Pharaos. Ich nahm die Trauben und presste ihren Saft in den Becher. Den gab ich dann dem Pharao in die Hand.“

Ich bat Gott um seine Hilfe – ganz schnell und ganz im Stillen. Dann traute ich mich daran, den Traum zu erklären: „Königlicher Mundschenk“, sagte ich, „in drei Tagen wirst du wieder im Amt sein als Mundschenk des Pharaos. Du kannst deinen Kopf wieder aufrecht tragen und dem Pharao seinen Becher reichen. Und bitte denke dann an mich, wenn es dir wieder gut geht! Rede beim Pharao von mir. Hole mich bitte aus dem Gefängnis heraus. Ich habe nichts getan, was das Gefängnis verdient hätte.“

Der Hofbäcker hatte zugehört und war erfreut, diese freundliche Deutung gehört zu haben. Und dann erzählte er mir seinen Traum: „Josef, ich habe geträumt, ich trug drei Körbe mit Gebäck übereinander auf meinem Kopf. Im obersten Korb lagen Backwaren für den Pharao. Doch die Vögel kamen, landeten auf dem obersten Korb auf meinem Kopf und fraßen das gute Gebäck auf. Alles.“

Erwartungsfroh schaute mich der Hofbäcker an.

Ich musste schlucken, wusste ich ja bereits – mit Gottes Hilfe – was der Traum zu bedeuten hat. Vorsichtig fing ich an zu reden: „Lieber Hofbäcker, auch du wirst in drei Tagen den Kopf wieder hochtragen, allerdings höher als dir lieb ist. Der Pharao wird dich an den Galgen hängen und die Vögel werden dein Fleisch fressen.“

Was ich nicht wusste, war, der Pharao hatte in drei Tagen Geburtstag und er veranstaltete ein großes Fest. Viele Gefangene wurden freigelassen. Auch der Mundschenk und der Hofbäcker.

Es kam genauso, wie ich die Träume gedeutet hatte. Der Mundschenk wurde wieder königlicher Mundschenk, und der Hofbäcker wurde aufgehängt.

Und dann saß ich im Gefängnis und wartete. Der Mundschenk wird doch an mich denken? Nun ja, nicht gleich, dazu waren die Feiertage ja viel zu aufregend, das verstand ich schon. Doch die Wochen vergingen, es wurden Monate daraus.

Manchmal sang ich noch mein Lied. Ich sang es trotzig und verzweifelt. Gott musste doch an meiner Seite sein, er konnte mich doch nicht im Gefängnis vergessen haben.

Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst. Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst.

Manchmal sang ich es auch, um mir Mut zu machen.

Das brauchte ich. Denn es sind jetzt schon fast zwei Jahre vergangen, seitdem der Mundschenk das Gefängnis verlassen hat. Der hat mich ganz sicher vergessen. Wie sollte ich aus dem Gefängnis kommen, wenn er mir nicht half?

Doch dann wurde ich aus dem Gefängnis geholt, denn der Pharao hatte einen Traum, den niemand deuten konnte und dem Mundschenk fiel da wieder ein, der Josef im Gefängnis hatte doch damals mir und dem Hofbäcker so gut unsere Träume gedeutet.

Also wurde ich zum Pharao gebracht.

Auf dem Weg dorthin sang ich innerlich:

Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst. Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst. 

Wie es mit Josef und den Träumen des Pharaos weitergeht, erfährst du nächste Woche.

1.Mose 39, 20 - 23; 1.Mose 40, 1-23

22.7.2023

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Josef wird aus dem Gefängnis geholt um die Träume des Pharaos zu deuten. Gott hilft Josef dabei. Und am Ende ist Josef ein sehr, sehr wichtiger Mann in Ägypten.

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Josef wird in Ägypten als Sklave an Potifar verkauft. Eigentlich ist alles in Ordnung, wenn es da nicht die Frau von Potifar gäbe.