Josef wird aus dem Gefängnis geholt um die Träume des Pharaos zu deuten. Gott hilft Josef dabei. Und am Ende ist Josef ein sehr, sehr wichtiger Mann in Ägypten.

Ich bin Josef, du kennst mich ja schon. Sie bringen mich gerade, direkt aus dem Gefängnis zum Pharao. Der Mundschenk hat sich – nach zwei Jahren – erinnert, dass ich ihm und dem Hofbäcker damals ihre Träume richtig gedeutet hatte. Und nun scheint der Pharao eine Traumdeutung zu brauchen. Ich bin gespannt. Was der Pharao wohl für Träume hat?

Aber jetzt musst ich erst mal schauen und staunen. Ich fand es ja bei Potifar schon edel, aber der Palast des Pharaos. Gigantisch! Unglaublich! Riesig! Luxus pur! Da fühlte ich mich ja gleich winzig, auch wenn man mir im Gefängnis noch die Haare geschnitten hat und mir ein ordentliches Gewand gegeben hat.

Ich wurde direkt zum Pharao gebracht.

Und dann stand ich da, direkt vor ihm.

Er fing gleich anzureden: „Ich hatte einen Traum“, sagte er zu mir, „und keiner kann ihn deuten. Ich habe gehört, du kannst gut Träume deuten.“ Ich stellte gleich klar: „Ich selber kann keine Träume deuten, doch Gott wird dir eine gute Antwort durch mich geben.“

Und dann fing der Pharao an zu erzählen:

„Ich stand in meinem Traum am Ufer des Nils, das ist unser großer Fluss. Aus dem Fluss sah ich sieben fette, sehr schöne Kühe steigen, und am Ufer weiden. Nach ihnen stiegen wieder sieben Kühe aus dem Nil, die waren in einem furchtbaren Zustand, ganz, ganz mager. Einfach hässlich. Diese mageren hässlichen Kühe, fraßen die ersten Kühe, die fetten einfach auf. Sie verschwanden in den Bäuchen der mageren Kühe, doch man merkte nicht, dass sie darinnen waren. Die Kühe waren mager und hässlich wie zuvor.

Dann wachte ich auf.

Als ich wieder einschlief, hatte ich noch einen Traum. Es ging um Getreide. Aus einem einzigen Halm wuchsen sieben Ähren mit dicken, schönen Körnern. Nach ihnen kamen sieben kümmerliche, dürre Ähren, die der heiße Ostwind ausgetrocknet hatte. Dann verschlangen die sieben dürren Ähren die sieben dicken und vollen.

So war mein Traum Josef. Ich habe ihn den Wahrsagern erzählt, doch niemand konnte mir sagen, was der Traum bedeutet.“

So sprach der Pharao zu mir und schaute mich erwartungsvoll an.

Und da hatte ich dann die Gedanken von Gott, was die Träume zu bedeuten hatten.

Mutig begann ich zu sprechen:

„Beide Träume, Pharao, bedeuten dasselbe. Gott hat dich durch den Traum wissen lassen, was er tun wird. Die sieben schönen Kühe stehen für sieben Jahre, ebenso die guten Ähren. Auch die sieben mageren, hässlichen Kühe stehen für sieben Jahre, ebenso die sieben dürren Ähren, die der Ostwind ausgetrocknet hat. Sie stehen für eine Hungersnot, die sieben Jahre lang dauern wird.

Gott hat dich das durch die Träume wissen lassen. Es werden sieben Jahre kommen, wo großer Überfluss in Ägypten herrscht. Das Getreide wird großartig wachsen, die Früchte in Feld und Garten auch. Die Tiere werden gesund und fett sein. Von allem wird es viel mehr geben als gebraucht wird. Und danach wird es sieben Jahre Hungersnot geben. Die Ernten werden ganz gering sein, die Tiere werden krank und mager sein. Nichts wächst ordentlich. Der Hunger wird dann groß sein.“

So erklärte ich dem Pharao seinen Traum. Der Pharao hatte still zugehört und wurde immer ernster. „Was kann ich tun?“, frage er flüsternd.

Ja, was konnte er tun?

Wieder hoffte ich auf Gott und begann zu sprechen:

„Pharao, du musst dir einen klugen und weisen Menschen aussuchen, der als dein Stellvertreter den Überfluss und den Mangel verwaltet. Setze in den verschiedenen Regionen deines Landes Verwalter ein, die zuständig sind für Lebensmittel. Lass überall Speicher bauen, für Korn und für getrocknete Früchte, auch für getrocknetes oder in Salz eingelegtes Fleisch. In den ersten sieben, fruchtbaren Jahren sollen die Verwalter die Speicher füllen lassen. Jeder soll ein Fünftel von seinen Ernten abgeben und in die Speicher bringen. Das geschieht in den sieben guten Jahren, die jetzt kommen werden. Und dann hat das Land in den Speichern genug Vorrat, um die sieben Hungerjahre zu überleben. So wird dein Land nicht zugrunde gehen.“

So hatte ich es dem Pharao erklärt.

Und dann geschah etwas Wunderbares. Der Pharao schaute mich und dann seine Leute an. Er nickte, die anderen auch. Dann sagte er zu den Leuten: „Können wir einen besseren Mann finden als diesen Josef, in dem der Geist Gottes ist?“

Und zu mir sagte er: „Weil Gott dich all das hat wissen lassen, ist niemand so klug und weise wie du. Ich mache dich zu meinem Stellvertreter!“

Ich bekam vom Pharao einen Siegelring an meinen Finger gesteckt, dann bekam ich ein weißes ägyptisches Gewand angezogen und der Pharao legte mir eine goldene Kette um den Hals.

Dazu bekam ich eine Kutsche, ein Haus, eine Frau und viel, viel Ehre.

Doch ich vergaß es bei all den überraschenden Neuerungen nicht, mein Lied. Nun konnte ich es wieder mit fröhlichem Herzen und aus vollem Hals singen:

Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst. Gott, Gott, Gott geht mit, worauf du dich verlassen kannst.

Ich sang es gerne und oft.

Und dann kamen die sieben Jahre voller Überfluss. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Fuhr mit der Kutsche durchs Land und schaute nach, dass sich die Speicher auch wirklich füllten.

Wir waren eine glückliche Familie, zwei Kinder hatten wir bekommen. Darüber freute ich mich sehr.

Und dann kam die Hungersnot, die sieben Jahre dauerte. Jetzt öffnete ich die Speicher und versorgte die Ägypter mit Lebensmittel.

Und nächste Woche kommen die Brüder von Josef nach Ägypten, denn auch bei ihnen ist eine große Hungersnot. Sie haben gehört, in Ägypten kann man Korn kaufen. Ob sie wohl dem angesehenen ägyptischen Josef begegnen, und ob sie ihn dann auch erkennen werden? Davon erzähle ich euch nächste Woche.

1.Mose 41

29.7.2023

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Die Brüder kommen nach Ägypten um Getreide zu kaufen. Sie erkennen Josef nicht. Er sie aber schon.

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Im Gefängnis lernt Josef den Mundschenk und den Hofbäcker des Pharaos kenne. Als der Mundschenk wieder für den Pharao arbeite, hat Josef große Hoffnung, das der ihn aus dem Gefängnis holt.