Die Brüder kommen nach Ägypten um Getreide zu kaufen. Sie erkennen Josef nicht. Er sie aber schon.

Mich kennst du eigentlich schon, ich bin Ruben, der älteste der Kinder von unserem Vater Jakob. Wie hat mich der kleine Josef immer genervt, dieser Angeber! Nun ist er weg. Wir haben ihn an eine Karawane verkauft und dem Vater das zerrissene Gewandt von Josef gebracht, mit Tierblut getränkt. Unser Vater Jakob musste denken, Josef ist von einem wilden Tier gerissen worden.

Unser Vater hat seine Trauer nie ganz überwunden und jetzt war er schon ziemlich alt und nicht mehr so gut auf den Füßen unterwegs, deshalb hielt er eines Tages einen Familienrat ab. Ernst sprach er: „Der Hunger hier im Land ist groß. Die Felder sind leer, selbst die Weiden für die Tiere sind ausgetrocknet. Bald haben wir nichts mehr zu Essen. Ich habe gehört, in Ägypten kann man Getreide kaufen. Ich bin zu alt, um mich auf den Weg zu machen. Macht ihr 10 großen Jungs das. Nur Benjamin bleibt hier. Ich will nicht, dass ihm unterwegs etwas geschieht.“

Also machten wir 10 uns auf den Weg. Ich als ältester immer voraus. Als wir nach Ägypten kamen, war das Land genauso trocken wie bei uns in Kanaan. Wie sollten die Getreide ernten können, um es uns zu verkaufen, dachte ich.

Doch dann erkannte ich, wie es ging. Es gab riesige Getreidespeicher, aus denen verkauften sie das Korn. Sie hatten es in den guten Jahren gesammelt. Auf uns trat ein beeindruckender Mann zu. Wir hörten, er sei der Stellvertreter des Pharaos und zuständig für den Handel mit den Lebensmitteln. Wir verbeugten uns tief und ehrfürchtig. Dann wurden wir von ihm befragt – mithilfe eines Dolmetschers: „Woher kommt ihr?“ Wir beantworteten ihm alle Fragen: „Wir kommen aus Kanaan, da lebt unser Vater und unser kleinster Bruder. Wir waren mal 12 Brüder, doch einen haben wir verloren.“

Doch der Mann war zornig und grimmig. „Ihr seid Spione!“, herrschte er uns an. „Ihr wollt das Land ausspionieren!“. Ich versuchte zu erklären, wer wir sind, doch der Stellvertreter des Pharaos hörte gar nicht richtig zu. „Ihr kommt ins Gefängnis! Und dann muss euer jüngerer Bruder hierherkommen, dass ich sehe, dass ihr die Wahrheit erzählt!“

Drei Tage waren wir jetzt im Gefängnis gesessen, dann kam der hohe Herr wieder mit seinem Dolmetscher. Er war nicht ganz so grimmig, doch er bestand darauf, dass unser kleiner Bruder Benjamin nach Ägypten kommen muss. Einer von uns sollte hier in Ägypten so lange im Gefängnis bleiben, bis wir mit Benjamin wieder zurückkommen. Leise tuschelten wir Brüder untereinander. Ja, das war die Strafe für uns für unser Verhalten damals als Josef im Brunnen saß.

Der hohe Herr ließ Simeon ergreifen und dann konnten wir gehen. Wir bekamen das Getreide, dass wir schon gekauft hatten, und konnten losziehen. Es war ein schwerer Weg nach Hause. Wie sollten wir dem Vater erklären, dass wir nur zu 9. zurückkommen und – und das war noch viel schwerer – dass wir Benjamin mit nach Ägypten nehmen müssen? Mein Herz war sehr schwer.

Einer von meinen Brüdern bemerkte schon auf der Reise, dass in seinem Getreidesack das Geld lag, dass er dafür bezahlt hatte. Wir erschraken sehr. Was hatte das zu bedeuten?

Zu Hause angekommen, war erst mal ein riesiges Durcheinander. Vater hatte sofort gesehen, dass Simeon fehlte. Und er befürchtete das Schlimmste. Wir erzählten zunächst, alle durcheinander, was wir in Ägypten erlebt hatten. Dann beherrschten wir uns und machten das ganze nochmals langsam und in Ruhe.

Der Stellvertreter des Pharaos verdächtigt uns Spione zu sein. Er glaubt uns erst, dass alles, was wir über unsere Familie erzählt haben, stimmt, wenn wir Benjamin nach Ägypten bringen. Und dann kommt Simeon wieder frei.

Traurig schüttelte der Vater den Kopf. „Benjamin geht nicht mit nach Ägypten!“, sagte er leise und sehr bestimmt.

Mit gesenkten Köpfen schlichen wir zu unseren Getreidesäcken, wir wollten sie von den Tieren abladen. Als wir alle Säcke geöffnet hatten, war es so wie schon auf der Reise bei unserem Bruder. In jedem Sack lag das Geld, dass wir für das Getreide bezahlt haben.

Wir brachten es unserem Vater. Er erschrak sehr. Was hatte das alles zu bedeuten?

Vater blieb bei seinem Wort. Benjamin darf nicht nach Ägypten reisen. Er hatte viel zu viel Sorge, dass er auch noch Benjamin verliert.

Doch die Hungersnot hielt an. Unsere Getreidevorräte wurden immer weniger. Wir mussten unbedingt nochmals nach Ägypten gehen. Der Vater bedrängte uns, ohne Benjamin loszuziehen. Doch ich erinnerte mich an den zornigen Stellvertreter des Pharaos. Ohne Benjamin brauchten wir da nicht hinzugehen. Wir rangen mit unserem Vater. Jeder Einzelne suchte das Gespräch. Viel Zeit hatten wir nicht mehr. Die Hungersnot in Kanaan war viel zu groß.

Dann gab sich unser Vater Jakob einen Ruck: „Also gut!“, schnaufte er. "Nehmt das Doppelte an Geld mit, sodass ihr das Getreide vom letzten Mal mit bezahlen könnt, vielleicht war das ja ein Versehen. Nehmt mit, was wir noch an Köstlichkeiten haben: Honig, Pistazien, Mandeln, kostbare Harze. Nehmt Benjamin mit. Euer Weg wird von meinen Gebeten begleitet.“

So machten wir uns auf den Weg.

In Ägypten angekommen, wurden wir in das Haus des Stellvertreters des Pharaos gebracht. Das alles machte uns sehr große Angst. Sollten wir jetzt hier Sklaven werden? Aufgeregt verhandelten wir mit dem Hausverwalter. Wir erklärtem ihm, dass wir schon mal da waren, dass wir das Geld wieder in den Säcken gefunden hätten, dass wir aber doppeltes Geld dabeihätten. Und unseren kleinsten Bruder, Benjamin.

Der Hausverwalter beruhigte uns und ließ Simeon bringen. Wie freuten wir uns, ihn wiederzusehen. Dann wurden wir als Gäste in dem großen Haus willkommen geheißen. Wir konnten unsere staubigen Füße waschen. Wir packten unsere Geschenke aus und warteten auf den Stellvertreter des Pharaos. Zum Mittagessen war er dann da. Wir warfen uns vor ihm nieder und überreichten unsere Geschenke. Dann wurden wir ausgefragt – mit dem Dolmetscher – wie es dem Vater geht, ob das unser jüngster Bruder sei. Alles erzählten wir. Dann verließ der hohe Herr eilig und wortlos das Zimmer. Seltsam!

Kurz darauf kam er wieder. Hatte er geweint? Ein wenig sah er so aus.

Dann wurden wir von unserem Gastgeber an den Tisch gesetzt. Ich, Ruben, als erster, Benjamin als letzter, alle genau in der Reihenfolge wie wir geboren waren. Seltsam! Woher wusste das der ägyptische Mann?

Wir aßen ausführlich und lange und Wein gab es auch. Ich war zuversichtlich, dass diese Reise ein gutes Ende nehmen würde. Ja, das war ich wirklich!

 

 

Doch so einfach wurde es nicht. Josef prüfte seine Brüder genau. Waren sie immer noch so wie früher. Würden sie wieder einen Bruder im Stich lassen? Nächste Woche erzähle ich euch von der Aufregung, die Ruben und seine Brüder erleben mussten, bis Josef sicher war, dass sie sich geändert hatten.

1.Mose 42 + 43

7.8.2023

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Josef stellt seine Brüder auf die Probe. Und ja, sie haben sich verändert. Das gibt ein happy end!

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Josef wird aus dem Gefängnis geholt um die Träume des Pharaos zu deuten. Gott hilft Josef dabei. Und am Ende ist Josef ein sehr, sehr wichtiger Mann in Ägypten.