Daniel - Wie alles begann.

Ich bin Daniel. Seit einigen Tagen bin ich in Babylon, weit weg von zu Hause. Meine letzten Wochen waren sehr anstrengend und sie haben mich geängstigt. Ich bin ein Gefangener des König Nebukadnezzars. Bis vor kurzem habe ich noch in Jerusalem gelebt. Mein Vater war ein Beamter am Königshof. Wir hatten ein gutes, bequemes Leben. Manchmal brachte uns der Prophet Jeremia etwas durcheinander, wenn er immer wieder sagte, dass es Gott nicht gefällt, wie der König und das Volk leben. Und jetzt haben wir das Ergebnis: Jerusalem ist von den Babyloniern eingenommen worden. Der König ist auch gefangen genommen worden und die Schätze unserer Stadt, vor allem aber die ganzen wertvollen und wichtigen Gegenstände aus unserem Tempel sind auf Wägen geladen worden und dann ging alles in Richtung Babylon. Wir Menschen mussten zu Fuß laufen. Es war ein weiter Weg. In Babylon wurde unser langer Zug vom König persönlich begutachtet. Über die wertvollen Gegenstände freute er sich. Uns Menschen ließ er begutachten. Der König von Jerusalem kam in das Gefängnis am Königshof in Babylon. Ich wurde mit anderen jungen Leuten, wir waren alle noch nicht erwachsen, begutachtet. Aschpenas hatte die Aufgabe vom König Nebukadnezzar vier Jugendliche auszuwählen, die drei Jahre babylonisch schreiben und lesen lernen sollten, die die Sterne am Himmel verstehen sollten und vieles mehr, was zum Wissen in Babylon gehörte.

Ich wurde ausgewählt, dazu Hananja, Mischael und Asarja. Wir kannten uns vom Königshof, wir hatten dort miteinander gespielt und uns gezofft. Doch jetzt in der Fremde, da waren wir froh, dass wir uns hatten. Klar, dass wir uns gegenseitig versprachen, immer füreinander da zu sein. Ein richtiger Freundschaftsbund wurde das. Und, und das war mir sehr wichtig, dass wir auch in der Fremde unserem Gott und unseren Gewohnheiten treu bleiben.

Dann begann unser Alltag. Wir bekamen babylonische Namen. Es dauerte, bis wir uns daran gewöhnten. Ich hieß Beltschazzar. Wenn wir untereinander waren, dann war ich wieder Daniel. Das mit dem Lernen fiel uns leicht. Es war interessant, die neuen Schriftzeichen auszuprobieren und dann nach und nach die alten Schriften zu lesen und zu verstehen.

Was mir schwerfiel, war das Essen am Königshof. Für uns gab es das Königsessen. Schwere Speisen, viel Fleisch und Wein. Das waren wir nicht gewohnt. Es entsprach auch nicht unserer Religion. Also fasste ich mir meinen ganzen Mut zusammen und ging zu Aschpenas. Ich bat ihn, dass wir von nun an Gemüse, Obst und Wasser zu den Mahlzeiten bekommen. Für Aschpenas war das schwer, hatte er doch vom König den Auftrag uns so zu behandeln wie alle am Königshof. Ich diskutierte mit ihm. Er hatte Angst, dass wir matt und schlaff werden würden, wenn wir nicht die üblichen Speisen zu uns nehmen würden. Ein Aufseher, der für uns 4 Jungs zuständig war, hatte das Gespräch mit angehört. Ich wand mich dann an ihn. Und da hatte ich Erfolg! Er versprach uns 10 Tage lang nur Obst, Gemüse und Wasser zum Essen zu geben. Dann wollte er sehen, was sich bei uns verändert hatte. Aus den 10 Tagen wurden Wochen und Monate. Eines Tages schaute Aschpenas bei uns vorbei und fragte dann den Aufseher: „Wie kommt es, dass die jungen Männer aus Juda so klare Augen haben, dass sie verständlicher erklären können als unsere jungen Männer und dass ihr Körper kräftiger erscheint?“ Oje, dachte ich, was wird der Aufseher sagen? Doch der war nur kurz errötet und dann lachte er: „Es geht wohl nichts über Gemüse, Obst und frische Wasser!“ Was war ich dem Aufseher dankbar! Unser Essen blieb, wie es war.

Unsere drei Jahre vergingen wie im Flug. Viele Dinge lernten wir. Und es fiel uns leicht, uns die vielen Neuigkeiten zu merken. Ich war mir immer öfters sicher, dass Gott an unserer Seite war. Nun waren wir junge Männer geworden und es gab eine Art Abschlussprüfung. Wir vier aus Juda, Hananja, Mischael, Asarja und ich standen dem König gegenüber, neben den jungen Männern aus Babylon. So nah hatte ich ihn noch nicht gesehen. Wir verneigten uns beeindruckt.

Und dann prüfte uns der König. Klar, dass wir die Sprache sprechen, schreiben und lesen konnten. Auch Rechen – kein Problem. In Sternenkunde und Geschichte waren wir bestens informiert. Doch der König wollte mehr wissen. Er fragte uns nach Zusammenhängen, ob wir die Geschichte Babylons einordnen konnten. Ob wir nicht nur den Lauf einzelner Stern kannten, sondern innere Zusammenhänge erkannten.

Wir konnten alle Fragen prima beantworten.

Der König Nebukadnezzar war sichtlich beeindruckt. Nachdenklich fragte er sich: „Wie kommt es, dass die jungen Männer aus Juda die Prüfung besser absolviert haben als unsere babylonischen? Wie kommt es, dass sie klüger und weiser sind als manche meiner Gelehrten am Königshof? Warum haben sie klarere Augen als die anderen, warum sind ihre Körper kräftiger und warum können sie verständiger antworten als die anderen?“

Ich könnte es dem König erklären. Doch das tat ich lieber nicht.

Am Ende des Tages hatten wir einen Arbeitsplatz am Königshof, samt einem Haus, in dem wir wohnen konnten.

Wir machten uns einen schönen gemeinsamen Abend, Hananja, Mischael, Asarja und ich. Wir erzählten uns aus der Zeit damals in Jerusalem. Wir erzählten uns von unserem Glauben. Wir waren uns alle sicher, dass Gott uns durch diese Zeit gebracht hatte. Erst den weiten Weg bis nach Babylon und dann die drei Jahre des Lernens. Ohne ihn hätten wir heute nicht so wunderbar unsere Prüfung geschafft und nun ein neues, angenehmes Zuhause und eine reizvolle Arbeit am Königshof von Nebukadnezzar.

Dann fiel mir etwas ein: „Wisst ihr noch Ps 118,1?“, fragte ich meine Freunde. „Klar!“, kam ihre schnelle Antwort. „Das ist der Satz, der zu unserem heutigen Tag passt!“, sagte ich.

Und dann sangen wir den Satz:  

Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, seine Güt und Wahrheit, währet ewiglich.

Nächste Woche geht es weiter mit Daniel in Babylon. Der König träumte schlecht, sehr schlecht. Doch Daniel kann ihm, mit Gottes Hilfe, einiges erklären.

Daniel 1 + Ps 118,1

16.9.2023

Zurück
Zurück

Daniel - Der König träumt sehr, sehr schlecht.

Weiter
Weiter

Unkraut und Weizen, beides wächst auf dem Feld. Soll man das Unkraut ausrupfen?