Daniel - Der König träumt sehr, sehr schlecht.

Als ich – Daniel – heute Morgen in den Palast des Königs Nebukadnezzar kam, war es dort wie in einem Bienenschwarm. So hatte ich das noch nie erlebt. Die Diener liefen hin und her, eilig wurden Befehle geraunt: Macht dies, macht das, oder doch lieber das andere. Schon nach wenigen Minuten schwirrte auch mir der Kopf. Dazu wurden immer mehr Menschen in den Palast gelassen. Einige kannte ich: bedeutende Gelehrte, Sterndeuter und Traumdeuter. Ich wurde immer neugieriger. Was war nur passiert?

Es dauerte nicht lange und ich hatte eine Antwort auf meine Frage: Der König hatte sehr, sehr schlecht geträumt! Und danach konnte er nicht mehr einschlafen.

Und nun versammelte er alle Gebildeten im Königssaal um sich. Sie sollten ihm helfen. Als sich die Türen schlossen, war es plötzlich ganz still im Palast. Wie wohltuend. Ich atmete tief durch und machte mich an meine Arbeit. Doch die Ruhe dauerte nicht lange. Es wurde lauter im Königssaal. Ein Stimmengewirr und dann der König. Er polterte, er schrie, er drohte. Der König war außer sich.

Ein Gelehrter nach dem anderen verließ den Königlichen Palast. Sie gingen mit hängenden Schultern und eingezogenem Kopf. Die ersten Soldaten der königlichen Leibwache sah ich sich aufstellen. Auch der Befehlshaber der königlichen Leibwache, Arioch war plötzlich zu sehen. Er erteilte Befehle.

Dann kam er zu mir und sagte: „Daniel, deine Stunden sind gezählt. Ich habe den Auftrag vom König Nebukadnezzar alle Gebildeten dieses Landes umzubringen und du und deine drei Freunde aus Juda, ihr steht mit auf meiner Liste.“ Ich erschrak furchtbar! „Wie kann das sein?“, fragte ich nach. Dann erzählte Arioch was im Königssaal geschehen war, wie Nebukadnezzar von den Weisen wissen wollte, wie sein Traum war, der ihn nicht mehr einschlafen ließ und was er zu bedeuten hatte. Ich fragte nach: „Wie, der König wollte wissen, was er geträumt hat und was der Traum zu bedeuten hat?“, fragte ich ungläubig. Arioch nickte: „Genauso war es!“

„Aber das geht doch nicht. Einen Traum kann man doch nur erklären, wenn man den Traum kennt!“, erwiderte ich ganz aufgebracht. „Und deshalb lässt der König jetzt alle Gebildeten töten?“, fragte ich weiter. „Genau!“, Arioch nickte.

Was für eine verrückte Geschichte.

Abends trafen wir uns in unserem Haus, Hananja; Mischael und Asarja und ich. Alle hatten schon gehört, dass auch wir getötet werden. Hoffnungslos saßen wir zusammen, bis einer sagte: „Da kann uns nur noch unser lebendiger, unsichtbarer Gott helfen, der der Himmel und Erde gemacht hat!“

Das war die Lösung. Wir müssen auf unseren Gott hoffen. Gleich am nächsten Tag ging ich zum König. Ich bat ihn um Zeit. Und ich machte ihm Mut, dass uns Gott hilft, seinen Traum herauszubekommen. Sobald wir den Traum wussten, könnten wir weiterdenken. Der König war grau und blass, er hatte die zweite Nacht nicht geschlafen, lies sich auf meinen Vorschlag ein.

Ich ging zurück zu meinen Freunden. „Wir haben etwas Zeit! Nun betet mit mir zu Gott. Wir brauchen seine Hilfe!“

In der Nacht schickte mir Gott den Traum vom König.

Ich war so dankbar, dass ich den Morgen mit meinem Danklied begann.

Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, seine Güt und Wahrheit, währet ewiglich.

Dann ging ich zum Befehlshaber der königlichen Leibgarde, Arioch. Ich bat ihn noch keine Gelehrten zu töten und erzählte ihm, dass ich den Traum vom König kenne.

Arioch brachte mich sofort zum König. Er sah noch schlechter aus als gestern. Dann schickte er alle Menschen aus seinem Königsaal. Wir waren allein. Nur er und ich.

„Rede!“, herrschte er mich an.

Und ich begann zu erzählen: „Mein Gott, der lebendige, unsichtbare Gott hat mir geholfen und hilft dir. Er hat mir deinen Traum offenbart. Du hast ein großes Standbild von dir gesehen. Dein Kopf war aus reinem Gold gearbeitet. Deine Brust und deine Arme waren aus Silber. Dein Bauch aus Erz. Deine Beine aus Eisen und deine Füße je zu Hälfte aus Eisen und aus Ton. Plötzlich fiel ein Stein herab und zermalmte deine Füße und das ganze Standbild stürzte ein!“

Nebukadnezzar hatte aufmerksam zu gehört und nickte: „Ja, das war mein Traum! Kein Wunder, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Alles war zerstört!“

„Erklär mir, was das bedeutet?“, sprach er weiter.

Und ich antwortete ihm: „Der Traum zeigt dir die Zukunft an. Du, Nebukadnezzar, bist das goldene Haupt. Du hast Macht und Stärke von Gott. Nach deinem Tod wird ein anderes Königreich sein, jedoch nur noch aus Silber, danach eines aus Erz und weiter danach aus Eisen und zum Schluss steht ein geteiltes Reich da. Und König, der Stein, der auf die Statue gefallen war, kam direkt von Gott. Er wird am Ende der Zeit sein Königreich errichten, das die ganze Welt erfüllen wird.“

Der König hatte aufmerksam zugehört. Er nickte verstehend. Er verneigte sich vor mir. Er machte mir Geschenke, auch sollte ich Herrscher über die Provinz Babylon werden. Doch ich bat den König am Königshof bleiben zu können. Meine drei Freunde, Hananja; Mischael und Asarja, wurden die Herrscher über die Provinz Babylon. Es herrschte Jubel und Freude am Königshof.

Doch die Gelehrten, die die letzten Nächte im Gefängnis verbracht hatten und mit ihrem Tod rechneten, jubelten nicht mit. Sie waren zwar am Leben, doch entmachtet. Wir vier jungen Männer aus Juda hatten nun die meiste Macht.

Die anderen waren eifersüchtig und neidisch.

Als wir vier am Abend in unserem Haus saßen, sangen wir nochmals unser Lied:

Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, seine Güt und Wahrheit, währet ewiglich.

Nächste Woche wird es lebensgefährlich. Ein sehr heißer Feuerofen bedroht Hananja; Mischael und Asarja.

Daniel 2 + Ps 118,1

23.9.2023

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Daniels drei Freunde müssen in den Feuerofen. Doch sind da nicht vier Personen zu sehen?

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Daniel - Wie alles begann.